Dienstag, 14. Mai 2013

Innehalten


Die Umgebung ist noch fremd und strahlt doch eine unheimliche Ruhe aus. Nichts hetzt hier, ich entdecke an jeder Ecke dieses alten, eingewachsenen Gartens etwas, das mich ganz klein macht. Nicht klein im Sinne von unwohl, eher klein wie der Entdecker einer fremden Welt. Ich höre summende Bienen, eine Bank in der Sonne läd mich ein. Es ist Oktober und die Strahlen die mein Gesicht treffen, fühlen sich an wie Frühling. Ich komme an und zur Ruhe. Eine Maus raschelt in den schon gefallenen Blättern des Apfelbaumes hinter mir. Ich sitze einfach und werde zu einem Teil dieses Ganzen. Fühle mich leicht und selbstverständlich, obwohl ich noch ganz neu bin in dieser stillen Welt. Mein Notizbuch auf dem Schoß, den Stift in der Hand, aber der Gedanke ist nicht beim Schreiben, sondern beim Verweilen.
Eine Hummel sitzt auf einer Herbstblume und ich lächle, weil sie mich an etwas erinnert. Ganz entgegen des gemächlichen Tempos hier im Garten fesselt eine schnelle Bewegung von rechts meinen Blick. Eine Libelle, farblos irgendwie, keine schillernde, bewegt sich im typischen Zickzack um mich herum. Noch ein Bogen und der nächste Landeplatz bin ich. Der Finger, der den Stift hält ist ruhig genug und scheinbar auch der Rest von mir. Sie setzt sich genau da hin. Auf den Rücken des Zeigefingers und verweilt. Deutlich spüre ich die kräftigen kleinen Füße und ich frage mich: „Beißen die eigentlich?“ Gefühlte Minuten vergehen, die langsame Welt um mich herum läuft weiter ihren gemächlichen Gang. Nur die Libelle und ich sind bewegungslos. Nur meine Augenlider können nicht ganz still sein. Plötzlich ein Druck an meinem Finger, sie stößt sich ab und fliegt davon. Ehe ich bedauern kann sie nicht länger ansehen zu können, kommt sie zur gleichen Stelle zurück. Als hätte sie gefühlt wie schade ich ihr Wegfliegen fand. Um nur kurz Tschüss zu sagen. Auf ihre ganz eigene Weise. Um dann in Richtung Teich zu entschwinden.

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