Donnerstag, 28. November 2013
BAUMRINGEN
Ich bin aber kein Vogel, ich bin sein Gegenüber und stehe hier, mitten im Wald. Tief verankert, geben mir meine Wurzeln Halt. Aus dem Erdreich ziehe ich meine Energie. Das Federvieh in seiner ganzen Vielfalt spürt das und landet gerne in meinen weiten Verzweigungen. Meist kommen sie luftig aus der Höhe, wippen vergnügt auf und nieder, knüpfen Kontakte, trällern vergnügt und bringen mit ein Stück Leben von der weiten Welt mit. Seltener kommen auch welche heran stolziert. Ich denke da an den albernen Gockel und den eitlen Pfau. Ich muss nicht jedermanns Freund sein. Ein kurzes Rascheln mit meinem Kleid genügt und schon huschen sie davon.
In jungen Jahren suchten meine Nähe eher so Gesellen wie Bachstelze, Steinschmätzer, Feldlerche, Goldammer, Wiesenpieper oder diese Hänflinge. Lästig fand ich allerdings die Klappergrasmücken. Lustig und lebensfroh waren sie alle miteinander, wie auch Rotkehlchen und Spatz. Viel Spaß hatten wir zusammen, es war immer etwas los. Eines hatten alle diese jungen, flatterhaften Möchtegern Herrn der Lüfte gemeinsam: sie wollten vögeln. Viele habe ich in hohem Bogen unter lautem Protest davongejagt.
Bewundert, meist aus der Ferne, habe ich lange den wunderschönen Fischreiher. Elegant und selbstbewusst kommt er des Weges. Eine tolle Ausstrahlung hat er. Irgendwann wurde mir klar, dass auch er nur ein Kranich ist. Und die wissen ja nicht was sie wollen. Ziehen hierhin, ziehen dorthin und nirgends sind sie zuhause. Oder der kräftige, wunderschöne Adler, der seine Freiheit zu fliegen genießt. Freiheit bedeutet ihm sehr viel. Seine Vielseitigkeit und seine innere Stärke habe ich stets bewundert. Meist wenn er flog, gelandet ist er nie bei mir.
Einige Blätterwechsel später kamen die an Nestbau Interessierten zu mir. Ich hatte eine beträchtliche Höhe und die Reife dazu erreicht und das, was ich zu bieten hatte, ließ sich sehen. Ich bin eine recht anpassungsfähige und gesunde Kiefer. Warum nicht zulassen, dass sich jemand bei mir einnistet? Mein immer grünes Gehölz hat einiges zu bieten.
Zunächst klopfte der Specht an. Ein passabler Handwerker, der sogleich auch seinen Werkzeugkoffer auspackte. Aber den ganzen Tag das Gehämmere? Das ging mir durch Harz und Wurzeln und verletzte meine empfindsame Rinde zu sehr. Außerdem soll der Nachwuchs Nesthocker sein. Und wer will sich schon über lange Zeit blockieren?
Danach gurrte sich ein Tauberich heran. Schön und trotzdem nicht abgehoben. Das wundersame rein weiße Gefieder passte zu ihm. Gerne verkündete, säuselte und girrte er sinnreiche Sprüche. Nicht immer waren wir einer Meinung und meine Belange stießen auf Taubheit. Da half auch die Liebe und Verbundenheit nicht.
Dann doch lieber Meister Amsel mit seinem schwarzem Gefieder, einem braunen Blick und solidem Wesen. Und der vor mir, hatte nicht nur einen besonderen Dialekt, sondern war auch ein besonders stattliches Exemplar. Hätte ich besser hin geschaut. Ein Nichtsnutz war er, der seine Brut woanders deponierte. Zum Kuckuck!
Was war ich sauer. Aber im saurem Boden kann ich überleben oder wie jetzt, in die Jahre gekommen, in leicht kalkigem. Auch Liebes- und Wassermangel konnte ich wegstecken. Aber beschissen haben mich einige. Und ich habe geblutet. Getröstet hat mich der Uhu. Er ist heute noch mein bester Freund.
Dann kam der Elstermann. Immer wieder. Von oben, von rechts, von links. Er umwarb mich auf subtile Art. Geheimnisvoll und attraktiv beobachtete er mich, kam mir aber nie zu nahe. Das schwarze Gefieder passt zu seiner Art, weil es dunkel und dennoch schön ist. Es ist nicht so schwarz, wie die der anderen Rabenvögel. Die Federn schwarz-weiße. Auch er ist ein wenig in die Jahre gekommen.
Von Anfang an sagte er, dass er unabhängig und frei sein wolle, aber nicht in die Ferne schweifen würde, wie der Adler. Er gehöre zu den Elstern die alleine leben. Von Nestbauern hatten meine Zweige die Nase voll. So ließ ich mich drauf ein, trotz unken des Uhu, der mich wegen seiner diebischen Ader warnte.
Geistreich und gesellig ist der Elstermann und gerne sehe ich mir das Sammelsurium seiner glänzenden Gegenstände an, die er immer wieder in sein Nest schleppt. Manchmal bin ich froh, dass er sein Nest nicht bei mir hat. Es würde mich verbiegen. Und doch hätte ich ihn gerne bei mir.
Viele harte Jahreszeiten liegen nun hinter mir. Um mich herum ist es licht geworden. Die einen in meiner Nachbarschaft sind verheizt worden, andere haben sich zum Hampelmann machen lassen. Einen hat der Blitz getroffen, manche sind einfach abgestorben. Auch ich habe einige Kämpfe hinter mir. Fremdkörper und andere Parasiten haben meine Kraft geschwächt. Teile meiner Äste habe ich absterben lassen und abgeworfen, um zu überleben. Nun bin ich nicht mehr astrein, dafür ist mein Stamm um einiges breiter. Mein Anblick war einmal schöner. Aber auch das hat seine Vorteile: Ich muss nicht mehr so viel Vogelvieh abschütteln.
Der Elstermann kommt jetzt schon seit zig Baumringen nach wie vor an sammelfreien Tagen zu mir. Beschissen hat er mich noch nie. Gut arrangiert haben wir uns. Er hat seine Freiheit und ich meinen Standort.
Seit kurzem taucht der Papagei bei mir auf. Was hat diesen Paradiesvogel hierhin verschlagen? Aus einer fremden Welt kommt er und spricht in fremder Sprache. Denke ich an ihn, kommen mir Piraten in den Sinn. Wo mag er herkommen, der Exot? Amazonas, Brasilien, Rio …? Er bringt mein Harz zum Fließen bis in die tiefste Wurzelspitze. Wenn er auf mir landet, wird mir ganz anders. Mein Kieferduft betört ihn, an meinen Zapfen knabbert er. Er lockt mit der Fremde, weckt Sehnsucht in mir, lädt mich ein ihm zu folgen. Eine neue Welt entdecken? Ich blicke auf meine Wurzeln, die verlässlichen, die mich stützen und halten. Wie soll das gehen? Ich bin hier verankert. Weg von hier? Weg von meinem Leben?
Da hebt das bunte Gefieder ab. Wie ein Regenbogen umfließt er mich. Es entsteht eine Bö, ein Wind, nein ein Sturm, ein Sog. Das Erdreich gibt nach. Meine gekrümmten Wurzeln bewegen sich, lockern sich, strecken sich. Aus Lehm wird Sand. Treibsand. Er rieselt durch meine Wurzeln. Hilfe, ich verliere meinen Halt. Ich verliere den Boden unter den Füßen. Ich schlage mit meinen Ästen wie mit Flügeln, höre den Elstermann, krarrrr, krarrrr. Er umkreist mich, flattert und sagt nicht: Bleib! Der Uhu schweigt. Da hebe ich ab. Gewinne Höhe. Amazonas, Rio, Brasilien… Ich komme.
Wenn ich ein Vöglein wär‘, würde ich fliegen, fliegen, fliegen …
© Frau Gunkelberg 2013
Samstag, 26. Oktober 2013
Jardin perdu
Donnerstag, 26. September 2013
Die fröhliche Frau
Montag, 19. August 2013
Abschied
Zeit, dass ich geh‘.
Urlaubselfchen
Sonntag, 7. Juli 2013
Wie kommentiere ich einen Blog, wenn ich nicht angemeldeter Nutzer bin?
wir haben mittlerweile schon viele Lesezugriffe aber nach wie vor kaum Kommentare. Vielleicht liegt es auch daran, dass man denkt, man müsse sich anmelden um zu kommentieren. Es gibt aber auch die Funktion anonym zu kommentieren. Wie das geht, wollte ich Euch hier zeigen:
Donnerstag, 4. Juli 2013
Elfchen von Lina Liebherz
Montag, 1. Juli 2013
Drei kurze Enden
Das war’s sagte der Punkt, als er vom Ausrufezeichen geschluckt wurde.
Sie legte ihre Koffer ins Auto, nahm die letzten Scheine aus der kleinen roten Dose in der Küche, sammelte Handtasche, Brille und Smartphone ein, verließ das Haus und warf die Schlüssel in die Restmülltonne.
09.06.13
Sonja Meier
Ein Ende
Eigentlich hasste sie diese Musik, aber das durfte sie nicht sagen; es klang so ungebildet. Er würde wieder die Stirn runzeln wie damals. Sie erinnerte sich an seinen verwirrtenBlick, als sie bei der Mondscheinsonate, die aus diskret eingebauten Lautsprechern auf seiner Terrasse erklang, gesagt hatte: „Tanzen kann man darauf nicht. Hast du nur so was?“ Das machte natürlich der Altersunterschied, jedenfalls auch.
Er liebte diese Musik, sie verstand sie nicht. Die getragenen Töne langweilten sie. Aber gut, das eine oder andere Opfer musste man bringen. Schließlich hatte alles seinen Preis. Sie gähnte verstohlen und warf einen Seitenblick auf ihre Uhr. Immer noch mindestens eine Stunde. Na ja. Sie betrachtete die Mauern, efeubewachsen, darüber nur Himmel. Noch war es hell, aber die verblassenden Farben ließen die Dämmerung ahnen. Vögel sangen; sie hätte nicht sagen können welche. Ihre lauten Stimmen klangen schrill, als lägen sie in einem erbitterten Wettstreit mit den Musikern. Die Leute neben ihr schienen versunken in die schmelzenden Töne der Streicher. Bernhard hatte gesagt, es sei kein typisches Stück für den Komponisten. Warum wusste sie nicht mehr. Sie gähnte wieder unauffällig. Immerhin würden sie noch eine Kleinigkeit essen gehen, darauf hatte sie bestanden, und dann … Sie dehnte sich leise lächelnd. Ihre Garderobe war sorgfältig gewählt für diesen Abend; das schmale, lange Kleid schmeichelte ihrer Figur, das klare Rot betonte die gebräunte Haut, ihre dunkles Haar und ihre tiefbraunen Augen. Langsam schlug sie die Beine übereinander, der Seitenschlitz rutschte weit über ihr Knie. Sie würde alles in die Waagschale werfen müssen, denn die Beziehung entwickelte sich nicht so, wie sie es wünschte. Nun gut …
Sie fröstelte. Wind war aufgekommen. Sie blickte nach oben, sah dunkle Wolken, wo eben noch blassblaue Dämmerung gewesen war und zog die Schultern hoch. Auch das noch! Die Steinmauern hielten den Klang der Instrumente, darüber tobten die Elemente. Eine Windbö fuhr pfeifend ins Efeu, dumpfes Grollen mischte sich in die Musik. Unruhe breitete sich im Publikum aus. Ein grelles Licht zuckte über den Mauern, beinahe gleichzeitig übertönte der Donner das Orchester, und ein Sturzbach ergoss sich über Musiker und Publikum. Alle flohen. Panikartig rannten die Menschen zum Ausgang, suchten einen Unterstand, Schutz vor der Sintflut, die das Wasser in Sekundenschnelle zentimeterhoch stehen ließ.
Sie war sofort nass bis auf die Haut, folgte Bernhard, der sie Richtung Tor zerrte, stolperte, ein Absatz brach. Sie wäre beinahe gestürzt. Ihr Haar klebte in nassen Strähnen im Gesicht, das Make-up zog schwarze Schlieren über Wange und Kinn. Jemand öffnete Seitentüren, und sie flüchteten in einen kahlen, hohen Raum. Kalt war es hier, aber wenigstens hatten sie Schutz vor dem tobenden Gewitter. Sie zitterte vor Kälte und Angst.
„Mein Gott“ sagte Bernhard, während er ihr mit ritterlicher Geste sein triefendnasses Jackett über die Schultern legte. „Die Instrumente! Wie schrecklich!“.
09.06.13
Sonja Meier
Dienstag, 18. Juni 2013
Herzklau
Kleine, goldene Punkte aus dem Nichts, aus dem All, aus der Unendlichkeit. Wachsen. Wachsen. Größer. Schneller – Husch vorbei. Hier, da, hin und weg. Bin ich. Meine Augen blinzeln.
Ich kenne das Bild vom Bildschirmschoner. Sterne entstehen und vergehen. In der Mitte, in der rechten, in der Linken Ecke des 24ig Zollers, der Unendlichkeit. Anfang und Ende. Wo fängt es an, wo hört es auf. Husch und schon vorbei, mit Lichtgeschwindigkeit.
Ich schaue hinaus, zurück. Egal aus welchem Bullauge ich aus meiner Kapsel hinaus glotze. Wie der Bulle auf der Wiese. Glotz. Glotz. Kau, Kau. Ich kann ihn nicht finden, meinen Heimatstern. Weg, zu weit weg bin ich.
Schwerelos bin ich hier drin. Leicht, so leicht. Mein Körper schwebt, doch mein Herz ist schwer, so schwer wie die gewichtigen Sterne um mich herum. Angestrahlt von der Sonne, reflektiert vom Mond.
Wie war das mit dem Brechungsindex, schießt es mir durch den Kopf? Hier bricht nix! Oh Gott mir wird schlecht. Will nicht brechen, nicht abbrechen.
Weiter, weiter durch die Milchstraßen ohne Kühe, ohne grün.
Nur schwarzweiß, hell dunkel.
Hin und weg.
Kein Tag, keine Nacht.
Orientierungslos.
Ich brauch was Festes. Festen Boden unter den Füßen. Festes Essen. Suche das Firmament ab. Da, ne grünblaue Kugel mit zwei Monden, 2 Sonnen, lächelt mich an.
Zoom mich hin, dock mich an. Erdanziehung greift, Kompression läuft, werde 3G schwerer, kleiner, fester, enger.
Willkommen im Körper! Gelandet, gestrandet.
Verdammter Traum, nicht auf dem Berg! Liege ihm zu Füßen. Rappel mich auf. Körper funktioniere! Wie mühsam.
Beschwer dich nicht. Du wolltest es so.
Rappel mich auf. Um mich Wald, regennasser Wald. Nass die Stufen. Beine go. Stufe um Stufe in Fels gehauen. Bedeckt mit Erde. Blätter ölig, faulig. Eng und dunkel ist es hier. Lunge pumpt. Herz pocht. Tock. Tock. Tock. Weiter in klammer Enge. Lichtpunkt oben, da oben. Felsen und Grün statt matschiger Blätter und Fäulnis.
Stehen bleiben in Sonne, in Licht. Stillstand. Nur Äußerlich und doch Stille. Ohr links brumm, rausch. Ohr rechts summ, kling. Eine Biene, tatsächlich eine Biene. Weit weg ein Motor im Leerlauf. Leerstand. Sinn hier, Sinn da, sinnlos.
Nichts außer dem Pochen meines Herzens. Es pocht, stolpert, hüpft hinaus, stolpert, fällt vom Felsen. Freier Fall. Weg.
Ich bleibe oben auf dem Berg. Es pocht in mir, ohne mein Herz, wie herzlos…
Es plumst in die Schubkarre mit dem roten Griff. Kollert hin und her, kommt zur Ruhe, pocht vor sich hin.
Da kommt ER wider Zeit noch Raum aus dem Nichts. Was macht er hier? Nimmt die Schubkarre und schiebt sie weg im Sauseschritt. Und ich steh hier oben in 3G ohne Herz. So schwer. Herzklau.
Wächst so etwas nach, kommt es wieder? Kommt ER wieder? Will nach Hause. Will ich das? Mein Heimatstern, den gibt’s nicht mehr. Was will ich hier?
Erdenschwere loslassen, losmachen. Beam mich weg. Beam mich hin, in meine Kapsel, im Nirgendwo. Tschüss Josefstern. Mittendrin zwischen den Welten.
Mir ist wieder leicht und gar nicht schwer. Lass außen alles an mir vorbei ziehen. Nur beobachten, nichts verändern, nichts anfassen.
Poch, poch. Der Raum um mich wird hell und bunt. Da ist es wieder bei mir, mein Herz. Ich verschenks an meine Seele. Höhenflug, ich bin so frei. Ausruhen darf ich mich jetzt...
© Frauke Gunkelberg, Foto Akire
Der Fichtenwald
Donnerstag, 13. Juni 2013
Criminale kommt nach Nürnberg und Fürth
Hallo liebe Mitschreiber und Mitleser,
ich habe zufällig entdeckt, dass wir im nächsten Jahr ein großes Krimifestival bei uns begrüßen dürfen.
Mehr dazu findet Ihr hier:
http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/kultur/morderische-geschichten-1.2912582?searched=true
Mittwoch, 12. Juni 2013
Kleine Fingerübungen zum Thema Ende
Ein Ende
Wondraschs Schmerz
Willkommen im reizenden Glockenbachtal
Einfach draufloslaufen, die Freiheit liegt so nah, fast vor den Toren der Stadt. Auf geht’s! „Wohlauf, die Luft geht frisch und rein!“ Was brauch ich eine Karte? Dieser Weg da lädt mich einfach ein, Schilder und Routenlenker gibt’s in der Stadt genug, hier Gottseidank nur Grün, Bäume, Stege, Pfade, verwunschene Senken, Schleichwege, die durch’s Unterholz mäandern. Wie doch die Natur immer wieder den Kopf durchschütteln kann! Dieser Buchenstamm ist eindeutig ein Elefantenbein, Vorhut einer monströsen Herde. Auf dem Bein des Urtiers, nein, bitte nicht – ein Schild: Pfeil nach links der Streuobstweg nach Partelstein. Im rechten Winkel Pfeil nach unten, nach unten? Okay, rechts unten nach Wirkelbach. Ich nehm‘ den dritten Weg, den ohne Richtungsschild. Ich will, dass heute alle Wünsche für mich offen bleiben. Lauf deinem Geheimnis nach! Sowas ist geil.
Montag, 10. Juni 2013
Tor auf, Tor zu
August -Oktober
Nonnenbunker
Ich stehe neben der hölzernen Schulbank stramm. Meine rechte Hand liegt ordentlich auf der abgeschrägten Tischplatte. Nur mein Zeigefinger fährt in klitzekleinen Kreisen über das eingeritzte Herz.
Fräulein Pritorious steht hinter ihrem Pult und tippt immer wieder auf das Heft vor ihr. Mein Heft. Eine sechs. In Englisch. Wieder.
Über und hinter ihr an der Wand hängt am hölzernen Kreuz ihr toter Jesus. Ihr Mund geht auf und zu. Worte mit Spucke angereichert werden aus dem Vulkanschlund heraus gespeiht. Sie fallen vor der ersten Schulbank ins Nichts. Ich bin mitten drin, im Stummfilm.
Eine dunkelblond, melierte Haarsträhne löst sich aus ihrem Dutt. Unverschämt. Energisch streicht sie sich mit der Linken die Knopfleiste ihrer Twinset Jacke über ihre flache Brust gerade. Ob sie, wie die Nonnen hier im Mädchengymnasium, ihre Brüste platt an den Körper bindet?
Ein Knall! Mit der flachen Hand hat sie auf mein Heft geschlagen. Ihre roten Bäckchen vibrieren, als wollten auch sie ausbrechen. Mit einem energischen Ruck wird die vorwitzige Haarsträhne lang und glatt gezurrt und an Ort und Stelle wieder in den Haarclips eingeklemmt.
Wie in Zeitlupe bücke ich mich herunter, löse meinen Ranzen vom Haken, packe Buch und Stifte hinein, schultere ihn, schlängle mich durch die Reihen und im hohen Bogen am Pult vorbei. Nie wieder betrete ich diesen Nonnenbunker.
Sonntag, 9. Juni 2013
Dann doch
Prüfung
Kopf leer, Körper müde, die verkrampften Finger finden Ruhe.
Abschluss geschafft.
Regentropfen
Der letzte Regentropfen versickert sicherheitshalber noch in der trockenen Erde, damit die heiße Augustsonne ihn nicht noch in Dunst auflöst.
Ein Ende
Donnerstag, 16. Mai 2013
Lesen! 2013
vielleicht habt Ihr schon von Lesen! dem Fest für die Literatur in Fürth gehört.
Na, wenn das mal nichts für uns ist? Hier einige Infos darüber. Vielleicht sieht man sich ja bei der ein oder anderen Veranstaltung auf diesem großen Lesefest.
Hier der Link zur Veranstaltung:
http://www.fuerth.de/Home/Leben-in-Fuerth/kultur/LESEN/Stoebern-blaettern-schmoekern-LESEN.aspx
Und hier der Link zum Programmheft:
http://www.fuerth.de/Portaldata/1/Resources/lebeninfuerth/dokumente/2013/LESEN_2013_WEB.pdf
Viel Spaß Euch!
Mittwoch, 15. Mai 2013
Wie funktioniert so ein Blog eigentlich?
nachdem die ersten Artikel online sind, hier eine kleine Hilfefunktion für all diejenigen, die mit Blogs bisher nichts am Hut hatten. Wenn Fragen an mich herangetragen werden, werde ich jedesmal eine kleine Hilfe als Artikel veröffentlichen. Auf der rechten Seite findet Ihr die Artikel im Bereich: Hilfe.
Hier als erstes eine kleine Anleitung, wie Ihr die Artikel kommentieren könnt.
Unter jedem Artikel (nennt sich Post im Blog) gibt es die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen. Wenn es noch keine Kommentare gibt, dann heißt es dort einfach "Keine Kommentare", wenn dort schon welche hinterlegt sind, steht da 1 Kommentar oder eben die Anzahl der Kommentare. Einfach darauf klicken und die Kommentare werden angezeigt.
Wenn Ihr einen neuen Kommentar machen möchtet, geht das wie folgt. Hier der letzte Absatz von einem Post als Bild und die Anleitung dazu.
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Dann geht es wie folgt weiter:
Ich hoffe, Ihr kommt damit klar. Falls nicht, lasst es mich wissen.
Zum Üben könnt Ihr mir ja mal einen Kommentar nach diesem Post hinterlassen.
Viel Spaß!
Dienstag, 14. Mai 2013
DER Moment
Aus gegebenen Anlass, auch wenn die Freude von vor einem Jahr fast vergessen scheint:
Der Moment der Momente im Leben eines Fürthers war nun gekommen. Der
16.04.2012, ein historischer Tag.
In der tpyischen - es passiert ja doch nicht Körperhaltung - sitzt man
zusammen in der Kneipe und wartet darauf, dass die Dresdner den
Düsseldorfern eins auf die Mütze geben. Keiner rechnet so wirklich
damit. Der Aufstieg ist ganz nah und doch irgendwie so
unwahrscheinlich weit weg. Man wird noch viel dafür tun müssen.
Man rechnet mit einem Abend bei gemütlichem Grüner Bier und versucht die
Fernsehteams - 5 an der Zahl - die einem ständig vor der Nase tanzen, in
gänzlich fränkisch stoischer Ruhe zu ignorieren.
6. Minute:
Das 1. Tor fällt! Für Dresden! Kurze Fassungslosigkeit, aufspringen,
Jubel. Seliges Grinsen in den Gesichtern. Eine neue Runde Bier. Ein
kleines Pflänzchen der Hoffnung keimt auf. Die Stimmung wird
ausgelassener und bierseliger. Die Halbzeitpause steht bevor, eine
gewissen Entspanntheit macht sich breit, weil die Dresdner sich gar
nicht so schlecht schlagen.
44. Minute:
Ein Gegentor!!! Düsseldorf gleicht aus. Entsprechende Flüche werden
laut. Der kleine Fußball-Kritiker der im Hinterkopf eines leidgeprüften
Fürthers seit jeher dort wohnt wird wieder wach und sagt laut: Hab ich's
nicht gesagt, dass wird doch wieder nichts.
Nach der Pause, das Spiel läuft zusammen mit den Übertragungskameras an.
Die Gäste stimmen Gesänge an um sich zu motivieren. Wenn Dresden auf's
Tor zustürmt werden Dynamo, Dynamo-Rufe laut, ein Schlachtruf, den man
in Fürth sicher aus diesen Mündern noch nie vernommen hat.
70. Minute:
Doch, tatsächlich, das 2:1 für Dresden. Beginnender Ausnahmezustand. Aus
dem kopfhängenden Hoffnungskeim ist ein mittelgroßer Ableger gewachen.
20 Minuten bis zum Aufstieg. Bangen, warten, hoffen, fiebern.
89. Minute:
Die letzte Minute bricht an. Die Versammelten zählen von 60 runter. Da,
doch noch 2 Minuten Nachspielzeit. Nochmal zittern. Es liegt Spannung
greifbar in der Luft, ein Streichholz und die Kneipe würde lichterloh
brennen. 5, 4, 3, 2, 1 Schlusspfiff!!!
Jeder schreit, jubelt, hüpft. Man umarmt was greifbar ist, auch wenn man
den Menschen am Nebentisch nicht kennt, ihn nicht leiden kann oder gar
verstritten ist. In dem Moment alles egal. Man schaut fassungslos in die
Kameras, die den Moment live übertragen, das interessierte
Fußballdeutschland ist live dabei. Man spürt, der Jubel kam automatisch,
glauben tut's noch keiner. Das: Is des etz werkli woahr? Ist die Frage
der Fragen. Mit der Gewissheit kommen die Tränen. "Mir hams" Nie mehr 2.
Liga, nie mehr, nie mehr! Allächt, des is nach der Geburd von meim Sohn
der schenste Momend in meim Lebm... Hört man einen Mann in die Kamera
sprechen.
Männer weinen ganz offen, als wäre es das selbstverständliches von der
Welt. Eine Welle der Freude schwappt über, alle stehen auf Stühlen und
Bänken und als draußen die Menschenmenge zu hören ist, die aus allen
Ecken auf die Straße drängen, gibt es kein halten mehr. Keine Distanz
zwischen den Menschen. Für diesen Moment sind alle gleich, alle nur froh
und gelöst, der Bankdirektor im Arm des Müllmanns.
Goar schee is....