Sonntag, 9. Juni 2013

Ein Ende

Tock, tock, tock, Gong...... 
Aufstehen, Hände falten, verbeugen. 
Den Raum verlassen, ihn mit Verbeugung verabschieden. 
Gehen. Ein bis zwei Runden um das Zendo herum. 

Liebgewonnene Routine in der völligen Stille. Diese endet heute jäh mit dem Gong. 

Jeder nimmt das, was er am ersten Tag an seinen Platz drapiert hat wieder mit. Unruhe die diesem Ort unwürdig erscheint. Die Schleier sind gefallen, die Achtsamkeit, die man tagelang trainiert hat, stürzt in ein Zivilisationsloch. Auf einmal ist die Ruhe weg. Der Kokon in dem man tagelang fern der Welt lebte, bekommt böse Risse. Die Welt und der Lärm dringt ein, erreicht den Kopf, macht Töne hörbar, für die man noch nicht bereit ist. Man wirft Blicke die die Hülle weiter aufsprengen. Die Neugierde dringt ein und man verlässt sich und seine eigene Welt, den eigenen, schwer zurück erkämpften Mikrokosmos. In einem schreit es, man will da nicht raus. Eine Woche vorbei? Die Gedanken schlagen wieder Purzelbäume. Wie wird Morgen früh das Abgeholt werden? Es klopft das schlechte Gewissen von hinten an die Schulter, dass man keinen einzigen Gedanken an die Lieben daheim verschwendet hat. Will ich den Abend ruhig abschließen oder will ich mich unter die Menschen mischen, die ich nur auf einer anderen Ebene kennengelernt habe. Einer, die mir bisher völlig fremd war. Das neue Gemeinschaftsgefühl, das sich aufgebaut hat über Berührung und ohne Worte wird zerbrechen. Spätestens nach dem Frühstück. 

Der Abend in Gesellschaft ist schön und traurig zugleich. Heiterkeit, ein Geburtstag, sogar eine Gitarre. Aber da ist auch eine Traurigkeit, denn ein paar Menschen, die man heute Abend doch nicht trifft, weil sei die letzte Ruhe vor der Welt gewählt haben, macht sich breit.

Nähe, Wärme, Menschlichkeit die man von völlig fremden Menschen bekommen hat, die man aber nun wieder gehen lässt, schleichen sich weg. Katerstimmung wie bei einer Klassenfahrt, weil Morgen alles vorbei ist. Nur, dass die Klasse sich danach noch hat, die Gruppe hier aber in alle Windrichtungen verstreut sein wird. Der Austausch der Telefonnummern, der zu vereinzelten Kontakten führt, die sich nicht aufrecht erhalten lassen werden. Man weiß es, tut es aber trotzdem, weil man damit versucht, den Moment, die Stille, die Gefühle, die Geborgenheit festzuhalten. Der Versuch damit ein Stück in den Alltag zu retten. Man lernte viel über sich und die Anderen. Der Intuition zu folgen, den richtigen Moment zu finden. Loszulassen und im ich zu schweben und im Gegensatz zu sonst mal 100 % man selbst zu sein und keine Rolle zu bedienen.


Tock, tock, tock, Gong.....

Foto Copyright @ Fürtherin

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